Vor einigen Wochen war ich auf dem Weg zu einer Vorlesung. Ich hatte beim Losgehen getrödelt und hatte es entsprechend eilig. Kurz vor meinem Fakultätsgebäude wurde ich von eine Gruppe junger Männer angesprochen und gefragt, ob ich Lust hätte an einer kurzen Befragung teilzunehmen. Normalerweise nehme ich an Befragungen gerne teil, aber in diesem Moment hatte ich leider nicht die Zeit. Ich lehnte also höflich ab und ging weiter. Nach einigen Schritten rief der Interviewer mir allerdings noch eine Beleidigung hinterher, die ich ignorierte und in meine Vorlesung ging.
Ich nehme mir Beleidigungen grundsätzlich nicht zu Herzen, allerdings war ich enttäuscht von meinem Verhandlungspartner, da ich für einen kleinen Moment ehrlich in Erwägung gezogen hatte, noch mehr zu trödeln und an der Befragung teilzunehmen.
Es kann viele Gründe gegeben haben, warum der Interviewer aus der Gruppe zu so einem Mittel greift.
- Er könnte es selbst eilig gehabt haben und war enttäuscht, dass die Befragung nicht zustande gekommen ist
- Er könnte seine ebenfalls noch jungen Kumpels beeindrucken wollen, indem er etwas Unhöfliches macht
- Ich könnte meine Absage für sein Empfinden zu unhöflich formuliert haben
- …
Es gibt in jedem Fall eine lange Liste an Gründen für dieses Verhalten. In einer für mich idealen Welt hätte sich mein Verhandlungspartner nach dieser kurzen Verhandlung bedankt, sich freundlich verabschiedet und nach einem weiteren Kandidaten Ausschau gehalten.
Meine Learnings aus dieser Begegnung sind:
- Ich muss sehr bewusst meine Formulierungen wählen, um das Risiko zu reduzieren, meine Verhandlungspartner zu verärgern oder zu kränken
- Es ist grundsätzlich ratsam nie in Eile zu sein
- Wenn ich in irgendwann in der Situation bin, dass ich dringen einen Ansprechpartner für etwas suche, dann versuche ich Rücksicht auf mögliche eilige Anliegen meines Gegenübers zu nehmen
Ich möchte mich mehr damit auseinandersetzen, was eine gute Verhandlung ausmacht.